Um bei Nordfriesland an die Nordsee zu kommen, muss man durch Hamburg fahren. Die Stadt hat uns von Anfang an in ihren Bann gezogen. Hamburg ist für uns die schönste Großstadt Deutschlands!. Schon auf der Hinfahrt machen wir in Hamburg für ein paar Stunden Pause. Und während des Urlaubs fahren wir jedes Mal für mindestens einen Tag in die Hansestadt. Obwohl wir jetzt schon sehr viele Sehenswürdigkeiten und tolle Ecken entdeckt haben, finden wir jedes Jahr noch etwas Neues. Wir werden noch viele Jahre brauchen, bis wir Hamburg bis in den letzten Winkel kennen. Wir wollen hier auf diesen Seiten einige liebens- und sehenswerte Flecken beschreiben, um unsere Liebe zu dieser Stadt zu demonstrieren und vielleicht dem einen oder anderen Hamburg schmackhaft zu machen. Die Auswahl ist sehr subjektiv, vielleicht sind aber manche Tipps für Erstbesucher der Stadt doch etwas hilfreich. Durch Klick auf die Bilder werden diese auf einer neuen Seite (auf der oft noch andere Bilder zum gleichen Thema sind) vergrößert dargestellt. Beginnen möchte ich meinen Streifzug an der Alster, genauer gesagt an der Außenalster Die Alster, ein nur 56 km langer Fluss, wurde hier schon 1199 zum Alstersee aufgestaut. Um die ganze Außenalster ist der Alsterpark mit vielen Rad- und Fußwegen angelegt. Besonders von Joggern werden diese Anlagen sehr rege genutzt. Beim Blick über die Außenalster bietet sich bei schönem Wetter ein herrlicher Panoramablick über die Altstadt, über Harvestehude, Winterhude und Uhlenhorst. Besonders die vielen Segelboote stechen ins Auge. Mit den Schiffen der "Alster-Kreuz-Fahrten" können verschiedene Punkte am Ufer erreicht werden. Der Alstersee fließt dann durch die Lombard- und Kennedybrücke ab, der kleinere, südlichere abgetrennte Teil ist die Innen- oder Binnenalster. Blickpunkt und beliebtes Postkartenmotiv ist eine 60 Meter hohe Wasserfontäne in der Mitte der Binnenalster. Sie wurde 1987 auf Initiative des Fernsehmoderators Carlheinz Hollmann errichtet. Während des 18. und 19. Jahrhunderts befand sich in der Binnenalster eine schwimmende Badeanstalt. Rund um die Binnenalster liegt das Hauptgeschäftsviertel Hamburgs. Über das Fleet "Kleine Alster" fließt sie in Richtung Elbe ab. Am Südufer der Alster befindet sich der Jungfernstieg. Das ist die erste Straße in Deutschland, die asphaltiert wurde (1838). Den Namen erhielt die Straße, weil hier früher Familien ihre unverheirateten Mädchen (Jungfern) spazieren führten. Das ist der eigentliche Mittelpunkt Hamburgs. Von hier aus fahren alle U-Bahnen und er ist die Hauptanlegestelle der Alsterschiffe. Die Straßen führen von hier weg zur Mönckebergstraße, Bleichen-Viertel, Rathaus, Hafen und St. Pauli. Das markanteste Gebäude ist der Alsterpavillon, ein unter Denkmal stehendes Cafe und Restaurant, von dem man einen herrlichen Blick über die Alster genießen kann. 1799 wurde der Alsterpavillon als erstes Eiscafé in Deutschland eröffnet. Zwischenzeitlich wurde das Gebäude, das eine bewegte Geschichte hat, schon sechsmal umgebaut bzw. neu aufgebaut. Von den ursprünglichen Bauten stehen noch vier Häuser mit alten Laternen, eisernen Geländern, vergoldeten Fischen und Dreizacken zwischen den Rundbogen. An der Südseite des Jungfernstiegs in Richtung Rathaus entlang des Alster-Fleets befinden sich die Alsterarkaden In den weiß verputzten Gebäuden, die von venezianisch anmutenden Säulen getragen werden, sind zahlreiche kleine (sehr noble) Geschäfte und Cafes beheimatet. In der Mitte der Alsterarkaden geht eine kleine Einkaufspassage (die "Mellinpassage") ab in die Richtung Neuer Wall. Errichtet wurden die Arkaden 1846. Nach einem Brand wurden sie 1993 mit Stahlbetonbauten wieder komplett im ursprünglichen Stil restauriert. Die Jugendstilmalereien an den Decken der Arkaden wurden gottlob vom Feuer nicht vernichtet.
Durch die Arkaden gelangt man nach wenigen Metern zum Zentrum Hamburgs auf
den
Rathausmarkt An diesem, dem Markusplatz in
Venedig ähnelnden Platz finden viele Veranstaltungen, u.a. der
Hamburg-Marathon, Konzerte, Open Air-Kinos, Demonstrationen oder der
Weihnachtsmarkt statt. Auf dem Marktplatz befindet sich eine Neuschöpfung
eines Heinrich-Heine-Denkmal. Das Original wurde von den Nazischergen
eingeschmolzen. Die U-Bahn-Station war die erste unterirdische
Fußgängerpassage. An der Ostseite des Rathausmarktes beginnt die Mönckebergstraße, die größte und vielfältigste Einkaufstraße Hamburgs. Diese Prachtstraße wird auch "das Tor zur Hamburger Innenstadt" genannt. Die "Mö" ist 30 Meter breit und 800 Meter lang. Sie endet beim Hauptbahnhof. Die imposante, im Eingangsbereich von zwei 45 Meter hohen Türmen umrahmte, Halle ist 150 Meter lang, insgesamt 114 Meter breit und bis zu 37 Meter hoch. Besonders sehenswert ist die Wandelhalle, eine Verbindung auf 2 Ebenen über die Gleise. Hier wurde 1991 das bundesweit erste Einkaufszentrum in einem Hauptbahnhof eröffnet. Auf 7.600 qm und zwei Etagen befinden sich zahlreiche Läden und gastronomische Betriebe in einer eindrucksvollen Architektur. Man bekommt hier nahezu alles, was man für den alltäglichen Bedarf braucht. Die Shops haben sieben Tage in der Woche von 7 Uhr bis 23 Uhr geöffnet. Zurück am Rathausmarkt gelangt man durch das Rathaus und dessen Innenhof zur Hamburger Börse. Dieses spät-klassizistische Gebäude ist Sitz der Handelskammer und ihrer Commerzbibliothek und beherbergt noch drei Einzelbörsen (Versicherungsbörse, Getreidebörse und Kaffeebörse). Gegründet wurde die älteste Börse Deutschlands Mitte des 16. Jahrhunderts in der Speicherstadt. In die imposanten Mauern an der Südseite des Rathauses zog sie 1841. Die Innenausstattung ist vom Feinsten, seien es die farbigen Bleiglasfenster, die Arkadenbänke in den drei Parkettsälen oder die Pfeiler in den Kontoren. Nachdem jetzt immer mehr Geschäfte nur noch elektronisch abgewickelt werden und die Händler kaum noch vor Ort anwesend sind, werden die Räume vermehrt für Veranstaltungen wie Fotoausstellungen, Lesungen, Symposien u.v.m. genutzt.
Wenden wir uns jetzt 1,3 km nach Süden. Nach einer guten Viertelstunde ist
die Neue Hafencity erreicht, Europas größtes
Stadtplanungsprojekt. Hier wurde 2003 eine von Naturschützern stark
kritisierte Aufschüttung der Elbe begonnen. Auf einem rund 155 ha großen
Gebiet im Feihafen sollen hier bis ca. 2025 Arbeitsplätze (meist Büro) für
40.000 Menschen und Wohnungen für 12.000 Menschen entstehen. Der
Masterplan erklärt, dass die HafenCity einer ökonomischen, sozialen,
kulturellen und stadtökologischen Zielsetzung folgt. Schon jetzt stehen
zahlreiche imposante Hochhäuser und täglich werden es mehr. Es gibt
allerdings Befürchtungen, dass sich diese Wohnungen nur finanziell sehr
gut gestellte Bürger leisten können. Am nordöstlichen Rand dieses Projektes steht im Stadtteil Klostertor die Oberhafen-Kantine. "Hamburgs schrägster Ort" war seit 1925 eine von 20 Kaffeeklappen, die der Verpflegung der Hafen- und Werftarbeiter mit alkoholfreien Getränken und warmen Speisen dienten. Nachdem die Kantine sowohl die Bombennächte wie auch etliche Hochwasser überstanden hatte, bekam sie eine schwere Schlagseite und drohte zu kippen. Seit 1997 stand sie leer und wurde wegen Einsturzgefahr geschlossen. Nach der Renovierung wurde die Mutter von Tim Mälzer Pächter, seit 2008 wird das Lokal von wechselnden Gastronomen betrieben. Serviert wird immer noch wie früher traditionell-deftige Hausmannskost mit belegten Brötchen, Frikadellen, Eintopf und Kartoffelsalat. Wenn man das Gebäude erstmals betritt, wird einem fast schwindlig, so schief ist der Fußboden
Nördlich der Hafencity (zwischen Deichtorhallen und Baumwall) steht im
nordöstlichen Hafen auf einer Länge von etwa 1,5 Kilometer und 150 bis
250 Metern Breite die Speicherstadt. Sie ist der
größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex der Welt und steht seit
1991 unter Denkmalschutz. Sie steht auf der rund 26 Hektar großen Fläche
(einschließlich der Fleete) der ehemaligen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm
und wird von 5 Fleeten durchzogen. Baubeginn der Speicherstadt war 1883. Dabei
wurden etwa 20.000 Menschen zwangsumgesiedelt, 1.100 Häuser wurden
niedergelegt. 1888 fand die Einweihung der Speicherstadt mit feierlicher
Schlusssteinlegung durch Kaiser Wilhelm II. statt. Von den alphabetisch
benannten Blöcken wurden die Blöcke Y und Z nicht mehr gebaut. m Zweiten
Weltkrieg wurde durch alliierte Bombenangriffe etwa die Hälfte der Bausubstanz
zerstört. Der in weiten Teilen originalgetreue Wiederaufbau nach dem Krieg war
1967 abgeschlossen. Im Jahre 2003 wurde die Freihafengrenze verlegt, seit 2004
liegt das gesamte Gebiet der Speicherstadt außerhalb des Freihafens. Am Sandtorkai 32 befindet sich im ersten Stock ein afghanisches Museum und darüber das Spicy`s Gewürzmuseum. Gegründet wurde es 1991, und seit 1993 ist es in der historischen Speicherstadt auf einem alten Lagerboden. Hier wird in einem der ältesten Speicherhäuser in der Hamburger Speicherstadt 27 der komplette Bearbeitungsprozess vom Gewürzrohstoff bis zum Fertigprodukt mit Hilfe von antiken Produktionsgeräten und Maschinen vorgeführt. Es werden rund 900 Ausstellungsstücke aus den letzten fünf Jahrhunderten präsentiert. Zusätzlich ergänzen große Wandplakate die Ausstellungsstücke. In dieser 350 m² großen Ausstellung wird das Thema Gewürze von vielen Seiten dargestellt, wird ein Eindruck vermittelt, wie Gewürze angebaut, geerntet, weiterverarbeitet und transportiert werden. Die Besucher können über 50 Gewürze anfassen, riechen und probieren. Wirkungen und Anwendungen von Gewürzen werden dargestellt und gezeigt, aus welchen Ländern die jeweiligen Gewürze stammen. Die Eigentümerin des Museums war selbst über 10 Jahre im internationalen Gewürzhandel tätig. Jeder Besucher des "Museum zum Anfassen" erhält als scharfe Eintrittskarte einen kleinen Pfeffersack. Es liegen Gewürze, Tees und Bücher zum Thema bereit, die auch im museumsinternen Shop käuflich erworben werden können. An der nördlichen Seite dieses Komplexes in der Kehrwieder 4
ist im ersten Stock mit dem Dungeon eine Art Riesengeisterbahn beheimatet.
Darüber erstreckt sich auf drei Etagen das Miniatur
Wunderland, die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Auf zurzeit 1150
qm Modellfläche tummeln sich ca. 890 Züge auf 12.000 Meter Gleis. Die Besucher
gehen in einem langen Flur zwischen verschiedenen Räumen hin und her.
Am Nordwestrand der Speicherstadt kann man an der U-Bahn-Station
Baumwall eine Hamburger
Besonderheit beobachten: die U-Bahn verkehrt hier zu großen Teilen
oberirdisch, über den Köpfen der Besucher. Die U-Bahn wird in Hamburg auch
Hochbahn genannt. Eine U-Bahn-Fahrt in 10 Meter Höhe am Hafen entlang
ist ein Erlebnis. Wir nähern uns jetzt langsam den Landungsbrücken, ein Publikumsmagnet und eine Touristenattraktion. Beim aus Tuffstein erbauten sogenannten "Wasserbahnhof" handelt es sich um einen zentral gelegenen Verkehrsknotenpunkt von S-Bahn, U-Bahn und Schiffen. Das ehemalige Abfertigungsgebäude steht unter Denkmalschutz. Ein markanter Uhrturm, der "Pegelturm", an der Ostseite des Gebäudekomplexes zeigt neben der Zeit auch den Wasserstand an und schlägt alle halbe Stunde die Schiffsglocke. An der Südseite zur Elbe hin befindet sich die 700 Meter lange schwimmende Anlegestelle, die über 10 verschiedene Brücken erreicht werden kann. Von hier starten die Hafenrundfahrten, die Hafenfähren und die Dampfer. Die Promenade besteht aus mehreren miteinander verbundenen flachen Schwimmkähnen, sogenannten Pontons. Auf dieser "Pontonanlage" befinden sich urige Fischrestaurants mit frischen Kutterschollen oder Nordseekrabben, bunte Souvenirläden mit Waterkant-Erinnerungen, gastronomische Betriebe und viele kleine Geschäfte, die zum Bummeln und Genießen einladen. Eine weitere Sehenswürdigkeit sollte man hier unbedingt gesehen haben: den Alten Elbtunnel. Von Kaiser Wilhelm 1911 eröffnet, galt er als technische Sensation – heute ist er ein nostalgisches und liebevoll gepflegtes Stück Hamburger Geschichte. Der Tunnel ist 426,5 Meter lang und verbindet mit seinen zwei einspurigen Tunnelröhren mit 6 Meter Durchmesser die Hamburger Innenstadt mit dem Arbeiterviertel Steinwerder. An den gefliesten Wänden der Tunnelröhren sind in regelmäßigen Abstand wunderschöne kleine Steinzeug-/Majolikareliefs eingefügt. Auf ihnen wird thematisch die darrüberliegende Elbe dargestellt. Hierzu gehören Abbildungen von Fischen, Krebsen, Muscheln, aber auch von Ratten und weggeworfenen Gegenständen. Der Tunnel wird auch heute noch als öffentlicher Verkehrsweg genutzt. Für Motorfahrzeugen kostet es 2 Euro, für Fußgänger und Radfahrer ist die Durchquerung kostenlos. Die Fahrbahnbreite ist allerdings mit 1,92 Meter recht schmal. Der Tunnel verfügt über keine Zufahrtsrampen. Die Fahrzeuge werden stattdessen in je vier Fahrkörben pro Schacht fast 24 Meter in die Tiefe befördert, das sind seit 1911 hydraulisch betriebene Trommelaufzüge mit Gegengewichten. Über den Schächten wurden zwei sich gleichende Gebäude aus Tuffstein mit kupferbeschlagenen Kuppeln errichtet (der Turm der Südseite wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört). Die Röhren können neben den Fahrkörben auch durch eine frei tragende Wendeltreppe erreicht werden, man sollte da aber schwindelfrei sein! Steigt man auf der Steinwerder-Seite wieder an die Oberfläche, genießt man ein etwas anderes Panorama mit Blick auf den nördlichen Hafenrand. Wieder zurück blickt man ans Elb-Südufer und kann das bunte Hafentreiben beobachten, kann in dem riesigen Containerhafen unzählige Container bestaunen und kann den Arbeitern auf den Docks der "Blohm + Voss"-Werft (die schon oft als Fernsehkulisse diente) bei der Arbeit zusehen. Oder man sieht auf das gelbe Zelt, in dem das Musical "König der Löwen" seit dem Dezember 2001 läuft. Es kann nur durch die an den Landungsbrücken startenden knallgelben Shuttlefähren erreicht werden. Lässt man den Blick Richtung Westen schweifen, fällt einem sofort die mächtige Köhlbrandbrücke ins Auge. Diese Brücke verbindet seit dem 1974 das Hafengebiet auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg mit der Autobahn (A7). Das Bauwerk ist insgesamt 3618 m lang und die zweitlängste Straßenbrücke Deutschlands. Gegenüber dem Elbtunnel Richtung Rathaus thront auf einem Hügel wuchtig das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, auch als "Tropenkrankenhaus" bekannt. Das Labor besitzt die höchste Sicherheitsstufe zum Umgang mit hochansteckenden, gefährlichen Erregern. Wir wenden uns der Elbe entlang weiter Richtung Westen. Auf der rechten Seite ist die St. Pauli Hafenstraße. Sie ist der Inbegriff von Hausbesetzungen, anders leben wollen und der autonomen Szene in Hamburg. Anfang der 80er Jahre wurden leer stehende ziemlich zerfallene Wohnungen still besetzt. Von da an begann der bis zur endgültigen Räumungsklage dauernder Häuserkampf der Anwohner gegen Staat und Polizei. Einige buntbemalte Hausfronten künden noch von der wilden Zeit. Linksseitig kann man das bunte Treiben auf der Elbe verfolgen, kann einen Blick auf die mächtigen Krane (nicht Kräne!), die das Bild prägen, werfen. Diese Kranen entladen und beladen rund um die Uhr ferngesteuert die Schiffe auf den Container-Terminals. Nach knapp einem Kilometer kommen wir zum Fischmarkt. Jeden Sonntagmorgen lockt er tausende Besucher aus Hamburg und der ganzen Welt an. Legendär und ein Muss für jeden Hamburgbesucher. Egal ob Fisch, Obst, Blumen, Klamotten oder Gockel: An den Ständen, aufgereiht auf einer Freifläche direkt am Hafenbecken der Elbe, kann alles gekauft werden. Halbe Dschungel werden hier direkt im Topf und vom LKW verkauft, Bananen fliegen durch die Luft, Plastiktüten voller Wurst wechseln für einen Spottpreis den Besitzer, Aale-Dieter brüllt sich vor den Menschentrauben die Seele aus dem Leib. Wer dabei sein will, muss allerdings früh aufstehen, der Markt beginnt um 5 Uhr und endet um 10 Uhr. Aber man wird dafür belohnt. Mit seiner langen Tradition, seinem maritimen Charme und den schlagfertigen Marktschreiern macht der Fischmarkt den Wocheneinkauf für jung und alt zum Erlebnis. Nachtschwärmer von der Reeperbahn sind hier ebenso zu finden wie neugierige Touristen, Hamburger Rentner oder Schnäppchenjäger. Am Ende des Marktes steht die Fischauktionshalle, ursprünglich im Stil der antiken römischen Markthallen erbaut. Sie wurde von der Stadt Altona in Konkurrenz zur Stadt Hamburg 1895 gebaut und diente lange Zeit wirklich als Fischmarkt. Im Laufe der Zeit haben sich Standort und Aussehen wiederholt geändert. Die Halle in ihrer jetzigen Eisen-Glas-Konstruktion war durch Bombenangriffe erheblich beschädigt und in den 70ern zum Teil abgerissen worden 1976 folgte die Unterschutzstellung der Halle als Baudenkmal, 1982 wurde sie von der Stadt Hamburg restauriert und einem Gastronomiebetrieb zur eigenen Bewirtschaftung übergeben. Seitdem kann das Gebäude für feierliche Anlässe von jedermann - mit ausreichendem Kleingeld - angemietet werden. Die Halle bietet Platz für etwa 3500. Zum Fischmarkt spielen am Sonntag früh Live Bands Rock, Jazz-, Skiffle- oder Country. Ein unvergessliches Erlebnis.
Unser nächstes Ziel befindet sich ca. 4 km westwärts über die
Große Elbstraße und Neumühlen nach Oevelgönne. Touristen, die nicht so
gut per Fuß sind, sollten vielleicht mit dem Bus fahren. Dabei entgehen Ihnen
dann aber einige bemerkenswerte Orte. Die Große Elbstraße in Altona führt am
Hafen vom Fischmark die Norderelbe entlang bis zur Straße Neumühlen. Schräg
gegenüber von Fischauktionshalle und Fischmarkt werden im "Stilwerk"
Designklassiker und Einrichtungstrends gezeigt. Die Straße hat sich in den
letzten Jahren zu aber auch zu einer Schlemmermeile entwickelt. Auf 2,1
Kilometer Länge reiht sich ein Restaurant ans andere, können Feinschmecker
zwischen rund 20 Gastronomie-Betrieben mit einzigartigem Blick auf dicke Pötte
und Hafen-Kräne wählen. Von der Currywurst über Matjes-Tatar bis zum Hummer
findet sich etwas für jeden Geschmack. Ich möchte hier aber zwei Lokalitäten
herausheben: Am Ende von Neumühlen endet die Fahrt für den Verkehr, von ihr aus geht es nur zu Fuß weiter. An der Südseite des Rondells liegt am Schiffsanleger Neumühlen/Oevelgönne der Museumshafen Oevelgönne. Ein Liegeplatz für Museums- und Traditionsschiffe und historische Boote in Hamburg, die alle funktionstüchtig sind. Bekannt ist vor allem das Feuerschiff "Elbe 3", das älteste fahrbereite Feuerschiff der Welt, oder die zum Restaurant umgebaute alte Hafenfähre "D.E.S. Bergedorf". Wenn wir dann das Lüfterbauwerk (zur Belüftung der darunter liegenden Autobahn des Elbtunnels nötig) passiert haben, sind wir in einer anderen Welt. Wir sind im versteckten ehemaligen Fischerdörfchen Oevelgönne mit seinem einzigartigen Charme angekommen. Zur rechten Seite säumen auf einem Fußweg zahlreiche alte reetdachgedeckte, einstöckige Häuschen, die teilweise mehrere hundert Jahre alt sind und lange Zeit von Lotsen, Schiffskapitänen und Fischern bewohnt wurden, den Horizont. Zwischen den hübschen Fachwerk- und Steinbauten kann man die gut gepflegten Vorgärten bewundern. Links an der Elbseite entlang befindet sich ein kilometerlanger feiner Sandstrand. Im Sommer ist er ein regelrechter Magnet sonnenhungriger Hamburger. Schon ein paar Sonnenstrahlen genügen und der Strand wimmelt nur so von Leuten. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel zum Spazieren gehen, Joggen und Grillen für die Hamburger Bevölkerung. Hier befindet sich auch die Strandperle, eine kleine Kneipe und seit Anfang der 1970er Jahre ein beliebtes Ausflugsziel. Hier trifft sich vom Banker bis zum Punker, vom Arbeiter bis zum Geschäftsmann alles. Kult sind die Frikadellen mit Kartoffelsalat. Am Övelgönner Strand befanden sich früher Schiffswerften, von denen heute nur noch bei Niedrigwasser sichtbare Holzstämme zeugen. Nun wenden wir uns aber wieder langsam der Innenstadt zu, Ziel ist die etwa 4,5 km in nordöstlich gelegene Reeperbahn. Wer will kann noch auf halben Weg einen Abstecher zum Altonaer Rathaus, einem von Kaiser Wilhelm I. 1898 eingeweihten Prachtbau, der mit seiner prachtvollen weißen Fassade an ein Schloss erinnert. Noch etwas weiter nördlich befindet sich der Bahnhof Altona, ein bedeutender Knotenpunkt für den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr mit einigen schönen Geschäften (z. B. Mercado) und Lokalen in der näheren Umgebung. Kurz vor dem Erreichen der Reeperbahn liegt an der Königstraße der Jüdische Friedhof (oder Portugiesenfriedhof). Der im 17. Jhd. angelegte Friedhof steht seit 1960 unter Denkmalschutz. Er gilt als eines der bedeutendsten jüdischen Gräberfelder der Welt und wurde im 19. Jhd. geschlossen. Hier sind u. a. die Gräber von der Großmutter von Felix Mendelssohn Bartholdy oder Heinrich Heines Vater Samson. Mit dem Erreichen des Beatles-Platzes
haben wir die Reeperbahn
erreicht. Die Beatles erlebten in den Clubs rund um diesen Platz (z. B. der
"Star-Club"). Die nur 930 Meter lange Reeperbahn, auch als "sündigste Meile
der Welt" bezeichnet, ist Hamburgs Vergnügungsmeile Nummer eins. Hans Albers
Lied "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins", das aus dem Film "Große
Freiheit Nr. 7" stammt, ist hier allgegenwärtig.
Das Lokal befindet sich gleich links in einer Seitenstraße. Der
Hans-Albers-Platz mit seinem Denkmal kommt erst weiter vorne auf der
rechten Seite. Entlang der Reeperbahn, auf der zu früheren Zeiten die
hundertmeterlangen Schiffstaue (Reepe) gedreht wurden, haben sich neben
Spielhöllen, Sex-Shops und bunt blinkenden Neonlichtern zahlreiche urige
Kneipen und Pubs, Bars, Discotheken, Cafés, Snack-Stations und diverse Shops,
aber auch Live-Clubs angesiedelt. Hier spielt sich ein Großteil des Hamburger
Nachtlebens ab, und wer dieses Gebiet nicht gesehen hat, der hat Hamburg auch
nicht wirklich kennen gelernt. Abends erwacht die Straße. Prostituierte und
patrouillierende Polizisten charakterisieren das farbenfrohe Schaffen auf dem
"Kiez". Tausende Menschen, Besucher und Einheimische, Betrunkene und
Partyhungrige, sind dann unterwegs mit dem Ziel, sich zu amüsieren - das
Angebot reicht von Kabarett über Kneipen und Musik bis hin zu Tabledance-Bars
und käuflichem Sex.
Am Ende der Reeperbahn am Millerntorplatz befindet sich auf der nördlichen Verlängerung auf dem Heiliggeistfeld der Dom. Das ist eines der größten Volksfeste in Deutschland mit über 260 Schaustellern, die eine bunte Mischung aus Kinderkarussells, Losbuden, Imbissbetrieben, Mandelbuden und modernen, schnellen Fahrgeschäften anbieten. Der Dom findet dreimal im Jahr statt: Winterdom (Dom-Markt, Anfang November bis Anfang Dezember), Frühlingsdom (Frühlingsfest, Mitte März bis Mitte April) und Sommerdom (Hummelfest, Ende Juli bis Ende August). Schräg hinter dem Heiliggeistfeld ist auch das Fußballstadion von FC St. Pauli. Wenn wir uns jetzt ca. 1 km südöstlich bewegen, gelangen wir
wieder in die Innenstadt, in die "Neustadt". In
diesem
Viertel dominieren neben alten Patrizierhäusern vor allem viele, viele
Einkaufsmöglichkeiten mit Fußgängerzonen und Einkaufspassagen. Ich will hier
nur kurz ein paar aufzählen: Nun haben wir die Rundreise beendet und kommen wieder ah die Alster. Es gäbe noch so viel über Hamburg zu berichten, über die Kirchen, Museen, Plätze und die einzelnen Stadtteile. Ich will mich hier aber auf ein paar - für mich wichtige und interessante - Ziele beschränken.
Mitten in der City (nordwestlich der Alster) liegen die Alten Wallanlagen und
der berühmte Park Planten un Blomen, ("Pflanzen
und Blumen"). Hier gibt es einen Botanischen Garten
mit Tropenhaus und den größten
Japanischen Garten
(samt Teehaus) Europas: eine stille, aber eindrucksvolle Attraktion.
Naturliebhaber erfreuen sich am romantischen Rosengarten
oder dem Apothekergarten. Zahlreiche
Unterhaltungsmöglichkeiten animieren zum Mitmachen, Zusehen und Zuhören. Ob
Spielplätze, Ponyreiten, Minigolf- und Trampolinanlage, Wasserspielgeräte,
Töpferstube oder die Rollschuhbahn, die im Winter zur Kunsteisbahn wird. Einen
besonderen Stellenwert nehmen die sommerlichen Konzerte im treppenartig
angelegten Musikpavillon
und die allabendlichen Wasserlichtkonzerte ein. Beginn ist aber erst um 22 Uhr.
Die evangelische Hauptkirche Sankt Michaelis, liebevoll "Michel"
genannt, ist die bekannteste Kirche Hamburgs und ein
Wahrzeichen der Hansestadt, da sie für Seeleute auf einlaufenden Schiffen gut
sichtbar ist. Sie ist eine der am meistbesuchtesten Attraktionen in Hamburg.
Der Michel ist eine der schönsten und bedeutendsten Barockkirchen
Norddeutschlands. Der Turm mit der unverwechselbaren Kupferhaube ist das
Wahrzeichen Hamburgs. Sie ist dem Erzengel Michael geweiht, der als große
Bronzestatue über dem Hauptportal hängt. Der Turm ist 132 m hoch. In 82
Metern Höhe befindet sich die Aussichtsplattform. Die Turmuhr ist mit einem
Durchmesser von 8m die größte in Deutschland. Der lange Zeiger misst 5m, der
kleine 3,6m Länge. Jeder Zeiger wiegt 130kg. Im Turm befinden sich 6 Glocken
und 2 Schlagglocken für die Turmuhr. Der Ohlsdorfer Friedhof
ist mit 391 ha der größte Parkfriedhof der Welt. Bislang wurden hier knapp 1,7
Millionen Menschen beigesetzt, und über das gesamte Areal verteilen sich
280.000 Grabstellen. Noch mehr Tote beherbergt in Europa nur
der Wiener Zentralfriedhof mit über drei Millionen. Die Anlage zeichnet sich
durch die Mischung aus historischen Bauten und Gartendenkmälern mit modernen
Themengrabstätten aus: Schmetterlingsgräber, Kolumbarien, Paar-Anlagen und
mehr. Im westlichen älteren Teil herrschen große parkartige Strukturen vor.
Einzelne Mausoleen wurden zum Teil als Ersatz für die Grabanlagen der
aufgegebenen alten Friedhöfe hier angelegt. Seit kurzem werden wieder neue
Mausoleen auf dem Ohlsdorfer Friedhof gebaut. Zurzeit gibt es 21
Mausoleen
(Stand: August 2008). Last but not least: die Imtech-Arena, gebaut als Volksparkstadion, dann AOL-Arena und zuletzt HSH Nordbank Arena. Die Heimat meines HSV! Das "alte" Volksparkstadion wurde 1953 auf Trümmerschutt wiedererrichtet. Der Umbau wurde im Juni 1998 begonnen und dauerte über 2 Jahre. Der Neubau wurde um 90° gedreht, neue Heimat der HSV-Fans ist die Nordtribüne. Das Fassungsvermögen beträgt 57.000 Plätze (alle überdacht), davon 10.000 Stehplätze. Die Imtech-Arena ist eine der wenigen Fußball-Tempel in Europa, die von der FIFA offiziell zum 5-Sterne-Stadion ernannt wurde, eine Auszeichnung für die besten Arenen des Kontinents. In Deutschland erhielt diese Auszeichnung nur noch Schalke und München. Die Arena ist das "Schmuckkästchen", für Beckenbauer "eines der schönsten Stadien Europas". Sehenswert ist auch das HSV-Museum im Innern des Stadion, das Restaurant "Die Raute" oder der "Walk of Fame", mit einen 3,5 Meter hohen Bronze-Abdruck von Uwe Seelers Fuß sowie weiteren Bodenplatten mit Fußabdrücken von HSV-Legenden. Das Schanzenviertel, kurz "Schanze" grenzt an den Norden von St. Pauli und der Reeperbahn. Ursprünglich war es durch alternative Kultur geprägt. Leider hat es sich in den letzten Jahren immer mehr zum Szeneviertel entwickelt. Schöne Altbauwohnungen und urige Kneipen wichen Nagelstudios und Edelboutiquen. Bekannt wurde das Viertel auch durch die Straßenschlachten, die sich Linksautonome jährlich am 1. Mai und beim Schanzenfest mit der Polizei liefern. Zentrum ist hier die "Rote Flora", ein ehemaliges Theater. Fünf Kilometer nördlich der Außenalster in Winterhude, zwischen Eppendorf und 'Barmbek-Nord steht das Planetarium, ein ehemaliger Wasserturm. Das Kernstück des knapp 65 m hohen Turms ist seit der Eröffnung 1930 eine Projektionskuppel mit 20,6 m Durchmesser. Das untere Stockwerk beherbergt eine Bibliothek mit astronomisch-astrologischen Büchern und eine "Wandelhalle" mit Gemälden und einer Ausstellung. Der Schwerpunkt verschob sich von der Geschichte der Astronomie in Richtung Raumfahrt und Erforschung des Sonnensystems. Auch einer der größten Mondgloben ist hier ausgestellt. Einen Besuch wert ist sicher auch der 25 Hektar große Tierpark Hagenbeck in Stellingen, der sich immer noch in Familienbesitz befindet und sicher zu einem der schönsten Zoos Deutschland gehört. Ein Blickfang vom Hafen aus ist auch (neben dem Michel) das Bismarck-Denkmal, das sich ca. 500 Meter nördlich der Landungsbrücken im "Alten Elbpark" erhebt. Es ist mit 34,3 Metern Gesamthöhe das größte und wohl bekannteste Bismarck-Standbild weltweit. Oder man läuft einfach durch die Straßen der Altstadt und bestaunt die herrlichen Gebäude, die trotz der schlimmen Bombenangriffe im 2. Weltkrieg erhalten blieben.
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