"Physik" und "Chemie"
unsere beiden roten Kater 

Die Erstellung dieser Seite war ein trauriger Anlass. Unsere beiden geliebten Katzen waren tot. Wir hatten schon immer Katzen und haben alle ins Herz geschlossen. Aber eine so innige Beziehung wie zu diesen beiden hatten wir doch noch nicht. Sie waren so wundervolle und liebe Geschöpfe, äußerst intelligent und wunderschön. Am meisten hat uns aber ihr eigenwilliger, edler Charakter gefallen, sie hatten einen starken Willen und setzten diesen auch durch.

Sie haben uns so viele schöne Stunden geschenkt, trösteten uns durch ihre bloße Anwesenheit, wenn wir Kummer hatten. Man konnte ihnen auch seine Sorgen erzählen, sie schienen mit ihren großen Augen verständnisvoll zuzuhören. Wir bewunderten ihre Bewegungen, sei es beim Jagen, Schlafen oder einfach beim majestätischen Laufen, es war pure Ästhetik. Sie gehörten mit zu unserer Familie, waren für uns wie Kinder.

Angefangen hat alles im Frühling 1989: Unser roter Kater Baghira war nach 8 Jahren spurlos verschwunden. Während wir noch um ihn trauerten, brachte eine fremde Katze 3 rote Kätzchen auf unserem Komposthaufen zur Welt. Eins gaben wir Nachbarn, es wurde bald darauf von einem Auto überfahren. Da unser Sohn zu dieser Zeit in Physik und Chemie fast durchgefallen wäre, gaben wir unseren beiden Kätzchen die von vielen belächelten Namen "Physik" und "Chemie".

Anfangs waren sie richtig wild, fauchten und kratzten andauernd. Aber dann, als wir im Herbst 89 für 1 Woche in Urlaub waren, sperrte sich unser Sohn Michael mit ihnen die ganze Zeit im Zimmer ein. Als wir heimkamen, waren die beiden wie ausgewechselt: schmusig und lieb. Und das blieben sie ihr ganzes Leben lang.

Sie waren unzertrennlich, jagten gemeinsam (sogar Hunde), waren draußen richtige Raubtiere. Sie brachten alles mögliche an, von Mäusen und Hamstern über Fische bis zu Feldhasen. Aber in der Wohnung waren sie die größten Schmusetiger. Wohlig schnurrend lagen sie entweder bei uns oder schliefen gemeinsam eng umschlungen. Trotzdem hatte jeder seinen eigenen Charakter. "Physik" war eher der ungestümere, wildere, während "Chemie" eher der Schmuser, der Verspielte war. Sie hatten auch in der Wohnung ihr eigenes Revier. Jeder ging nur auf "seine" Couch.

Doch dann begannen irgendwelche Idioten, mit dem Luftgewehr auf "Chemie" zu schießen. Insgesamt hat er 7 Kugeln im Körper. Das Schlimmste war allerdings, als so ein Bastard (Mensch kann man solche Kreaturen nicht mehr nennen) mit einem Stutzen auf ihn schoss. Die Kugel schlug durch den Bauchraum durch und blieb in der Leber stecken, die ganzen Därme waren entzündet. Eine Woche waren wir täglich beim Tierarzt Dr. Schinner. Chemie hat das alles überlebt, war von da an aber viel näher um das Haus herum, streunte nur noch selten.

Wir unternahmen mit unseren beiden roten Riesenkatern (sie wogen ca. 5 kg) viel gemeinsam, spielten im Garten oder gingen mit ihnen im Ort und in den Fluren spazieren. Wenn wir nach Hause kamen, erwarteten sie uns voll Ungeduld und Freude. Abends lagen sie bei uns, entweder auf dem Bauch oder in der Kniekehle. Es hätte ewig so weitergehen können.

Doch Ende 1997 wurde "Physik" immer dürrer, fraß immer weniger. Dr. Schinner versuchte alles, zog ihm 5 Zähne. Doch es half alles nichts, "Physik" hatte Leukämie. Wir beschlossen nach langem Überlegen, ihn zuhause sterben zu lassen. Es war aber grausam, seinen Todeskampf mit ansehen zu müssen. Aber er war tapfer. An seinem letzten Tag schaffte er es noch, obwohl er fast nicht mehr laufen konnte, seine 3 Lieblingsplätze im Wintergarten, auf der Couch und im Schlafzimmer aufzusuchen. Dort starb er auch am 7. Februar 1998 um 23 Uhr.

Der Schmerz war zwar sehr groß, aber da wir ja noch eine Katze hatten, verlagerten wir unsere ganze Fürsorge auf diese. "Chemie" dankte uns das mit viel Freude. Er wurde langsam ein alter Kater, der viel Schlaf brauchte, aber trotzdem immer noch sehr verspielt und verschmust war. Wir wussten, dass diese Idylle irgendwann zu Ende sein würde, schoben diese Gedanken aber immer wieder zur Seite.

Aber im Sommer 2001 begann er immer öfter zu niesen und das Auge tränte. Dr. Schinner konnte das aber durch eine Spritze immer wieder beheben. Doch im Oktober wurde es immer schlimmer. Er fraß nur noch wenig und hatte dauernd Fieber. Da er immer mehr abmagerte (er wollte fressen, was aber nicht ging), wurden ihm zwei Zähne gezo-gen und ein Loch im Kiefer gespült. Am schlimmsten schien für "Chemie" aber zu sein, dass er wegen des Fiebers nicht in den Garten raus durfte. Er wurde richtiggehend depressiv. Deshalb beschlossen wir, ihm seine letzten Tage zu verschönern und ließen in hinaus. Er kam jedes mal nach einer halben Stunde zurück. Er war viel zu erschöpft, da er jetzt überhaupt nichts mehr fraß und auch nichts mehr trank.

Am Freitag, den 15. November 2002 durfte er wieder ins Freie, er kam aber zunächst nicht zurück. Wir suchten alles vergeblich nach ihm. Treu und tapfer aber, wie er sein ganzes Leben lang war, schleppte er sich zurück. Nach 8 Stunden kam er tropfnass zum letzten Mal nach Hause. Er war so erschöpft, dass er auf dem Teppich liegen blieb, versuchte aber trotzdem zu schnurren. Um 2 Uhr früh war er von seinen Schmerzen erlöst.

Für unserern geliebten Kater war es so besser, aber für uns war das ganz schlimm. Es wartete niemand mehr auf uns, wenn wir heimkamen, das Haus war leer und kalt. Es waren so viel Kleinigkeiten, wo uns "Chemie" fehlte. Wir vermißten ihn  sehr. Diese Seite war ein kleiner Versuch unserer Trauerbewältigung.

Wir wollen unseren geliebten Viechern damit ein Denkmal setzen.

Die Bilder geben nur einen Bruchteil von der Einzigartigkeit dieser Katzen wieder.